Caro

Thomas

August 15, 2019
10 min read

Unterwegs-Sein

Eine neue Art zu Leben - Zur Abwechslung mal ein Bericht aus dem Abenteuer Leben

Bereits nach ein paar Tagen in unserem neuen Zuhause haben wir uns schon so richtig wohl gefühlt. Das Selbst-Ausbauen hatte wirklich den Vorteil, dass es dann am Ende eben genau oder zumindest ungefähr so ist, wie man’s gern hätte. 😊

Im 120x180cm Bett auf der Kaltschaum-Matratze lässt‘s sich sehr gut schlafen, wozu sicherlich die heimische Bettwäsche ihren Teil beiträgt. Wir sind auch froh, dass wir genug Freiraum gelassen haben, sodass man entspannt zu zweit im Bus stehen kann. Auch die relativ großen Hocker machen es möglich, ganz gemütlich auch mal drin zu sitzen.

Um aber neben Ausbau-Fakten, Gebiets-Checks und Touren-Berichten auch einen Einblick in unser neues Leben zu geben, versucht dieser Blogeintrag eher die Abenteuer sowie Hoch’s & Tief’s des Unterwegs-Seins in den Vordergrund zu rücken.

On The Road#

Der Start der Tour läuft super. Wir sind total aufgeregt und freuen uns – nach einer Woche warten – dass unser Tschampsdara heil angekommen ist und es endlich los geht! Wir bringen viele Kilometer hinter uns und verbringen einige Stunden hinter’m Steuer bzw. nebenan.

On the Road in Kanada

Trotzdem finden wir immer wieder auch etwas Bewegung – ja, mehr wäre uns schon lieber gewesen, aber nun gut – die Berge werden ja wohl bald kommen und mit ihnen die sportlichen und aktiven Tage… Wir sind entspannt und lassen uns selbst von den unzähligen Mücken jeden Abend und jeden Morgen die Stimmung nicht verderben.

Wir freuen uns, wenn wir Leute treffen, denn das Leben On The Road stellt sich doch als eher isoliert dar. Aber zum Eingewöhnen ins neue Zuhause und das Unterwegs-Sein hat das wohl auch ganz gut so gepasst. Wir nehmen uns viel Zeit: Planung, Blog, Bilder, Tagebuch, … Wir schauen uns die ersten Klettergebiete an… Wir starten mit dem Spanisch-Lernen/Wiederholen… Wir sehen die ersten Elche… Wir schwimmen im See… Kanada gefällt uns richtig gut! 😊

Kanada

Endlich Berge#

Nach 5500 km und knapp 1 Monat erreichen wir die Rocky Mountains. Auf einmal werden unsere Tage ganz schön voll und die Auswahl für welche Tour, wir uns entscheiden sollen, ist ganz schön schwer… Vor allem in der ersten Woche durchkreuzt das Wetter unsere Pläne. Also machen wir uns nach ein paar trotzdem coolen Tagen im Jasper NP, auf den Weg weiter Richtung Süden. Wir verbringen fast 3 Wochen im sogenannten Bow-Valley und sind gerade in einem richtig angenehmen Rhythmus unterwegs. Die Ecken um Lake Louise und Canmore stellen unsere Ausgangspunkte für super schöne Touren + Tage dar. Nach 2-3 Abenteuern legen wir auch Pausetage ein, manchmal einen mehr, weil das Wetter nicht mitspielt, aber das ist in dieser Gegend ok. An einem See mit Bergpanorama lässt‘s sich super entspannen. Die Ina meint, wir wären in unserem Paradies angekommen. Das find ich eine ziemlich coole Aussage, auch wenn mir für’s Paradies noch ein paar Pünktchen einfallen würden – ja klar, immer noch höhere Ansprüche stellen! 😉

Aber wenn man sich hier mal so umschaut und sich mit den Leuten aus der Gegend unterhält, dann macht es schon einen sehr paradiesischen Eindruck:

Unser Paradies - die Rocky Mountains?

Alltag mit Bus + Bergen#

Vor über einem Monat hat mich die Sina gefragt, wie denn unser Alltag eigentlich so aussieht – ich soll ihr mal einen Tag schildern …die Antwort auf die Mail schuld‘ ich ihr nachwievor. Warum eigentlich? Vielleicht weil ich nicht weiß, was der Alltag ist? Oder weil es eine Mischung aus total banal „Aufstehen, Frühstücken, …, Abendessen, Laptop/Lesen, Schlafen“ oder eben total durcheinander „vom Abenteuer zum Regentag“ ist?

Aber wenn ich so darüber nachdenke, dann fallen mir doch einige alltägliche Dinge ein: Zähneputzen, in Bewegung kommen, Frühstücken, Bus aufräumen, Einkaufen, Planen, Klettern Gehen, Kaffee trinken und Kekse rationieren, Tagebuch Schreiben (Caro), Spanisch lernen (Thomas), Kochen und Abspülen, Bilder aussuchen + Blog aktualisieren, ins Bett gehen + schlafen 😊

Und vielleicht ist genau das ja schon ein Alltag. Und wenn sich der Ablauf zwischen Frühstück und Abendessen nicht jeden Tag wiederholt, dann ist das meiner Meinung nach, ein sehr gutes Zeichen. 😊

Gibt es einen Unterwegs-Alltag?

Umwege und Umplanen…#

Wir scheinen wohl irgendeinen Alltag gefunden zu haben. Doch dann wirft uns Thomas‘ Ausflug in die Notaufnahme in Canmore und der ungeplante Umweg ins Calgary Medical Center etwas aus der Bahn… Wir verlieren fast 10 ganze Tage bei super Wetter und leider auch unseren guten Rhythmus… Vielleicht verspüren wir auch allmählich den Zeitdruck, dass die Tage im schönen Kanada bald gezählt sind. Im Juli hatte sich unsere Planung noch ganz entspannt angehört: noch 1-2 Wochen Rockies – da hatten wir einige coole Touren im Auge, dann die Option für ein paar Tage in die Bugaboos, über den Rogers Pass geht’s dann ins erste Sportklettergebiet nach Revelstoke, es folgt Skaha und dann sollten wir Mitte August so langsam schauen, dass wir gar nach Westen rüber kommen, um noch etwas Zeit in Vancouver bzw. Squamish verbringen zu können und auch Vancouver-Island sich noch lohnen würde, bevor es im September runter in die USA gehen soll…

Doch dann war es auf einmal schon Anfang August. Zum Wieder-Warm-Werden mit den Bergen sind wir von Calgary aus einen Schlenker über den Kananasiks Country gefahren. In Canmore waren wir nochmal Sportklettern und dann wurde die erste große Tour gestartet: Mt Hector – endlich ein hoher Berg! Auf dem Weg dorthin sind wir an all den anderen vorbeigefahren, deren Gipfel wir noch erklimmen wollten. Doch nach der Tour am Hector (7.&8. August) schlug das Wetter wieder um und da auch die Zeit langsam drängte, ging es sehr plötzlich weiter nach Westen. Weder ein 2. Ausflug nach Lake Louise an die hinteren Wände mit Traumrouten und Traumkulisse, noch eine Tour im Yoho oder gar Glacier NP haben wir versucht…

Kein Glück mit dem Wetter

In der Hoffnung auf besseres Wetter ging es direkt nach Revelstoke – ein weiteres Highlight unserer Reise, auf dass ich persönlich noch gar nicht so richtig vorbereitet war, da das bisher erlebte – oder eben auch nicht-erlebte – irgendwie noch nicht verarbeitet war. Doch so ging es weiter und nach knapp 5 Tagen verlassen wir auch die schöne Ecke um Revelstoke wieder und fahren weiter nach Süden und wollen uns die nächste Kletterhochburg, Skaha, abchecken.

Die Geschichte mit der Maus#

Wohl lag es auch an unserem unerwünschten Gast, dass die vergangenen Tage irgendwie der Wurm – oder eben die Maus – drin war: Eine kleine Hausmaus hat uns ein paar schlaflose Nächte und gestresste Tage bereitet. Sie ist an dem Abend als wir den Yoho NP verlassen und einen coolen Platz am Kicking Horse River haben bei uns eingezogen. Als wir vor’m Schlafen noch im Bett am Laptop sitzen, kam es mir schon so vor, als hätte ich im Augenwinkel was gesehen und auch was gehört. Aber da der Fluss sehr laut ist und auch nebenan noch Leute sind, mach ich mir keine weiteren Gedanken… Bis mich nachts der Thomas weckt und meint, da raschelt es im Fach über’m Kühlschrank. Wir machen das Licht an und sehen sie gerade noch zwischen den Töpfen davon huschen. Der Thomas versucht sogar sie zu fangen – doch keine Chance – das kleine Biest kommt überall hin und ist super schnell… Und so vergeht die erste schlaflose Nacht. Es folgt einen Nacht Pause, bevor sie sich wieder über unsere Vorräte hermacht und alles anknabbert. Meine Nerven sind total am Ende und die Stimmung ist auch raus, da wir beide super schlecht geschlafen haben. Wir nehmen uns den ganzen nächsten Tag Zeit, um den Bus komplett auszuräumen und alles abzuchecken und die Lebensmittel „maus-sicher“ zu verpacken. Im Baumarkt kaufen wir kleine Fallen, die wir mit Erdnussbutter bestreichen und aufstellen. Jedesmal wenn wir wieder am Bus ankommen schauen wir gespannt, doch die Fallen bleiben leer… Ist das Ding jetzt weg? Haben die Versuche vom Thomas die Maus zu fangen, sie doch verscheucht?

Tabularasa im Bus

Zwei Nächte lang ist es ruhig und wir glauben nicht, dass sie noch da ist, bis es am nächsten Abend, als wir schon im Bett sitzen, bei den Wasserkanistern klappert. Oh, das muss die Maus sein – der Thomas liegt vorn, steht auf und macht das Licht an. „Und was ist?“ – „Keine Ahnung – ich glaub, sie lebt noch... Ja, jetzt schaust du, was... Was mach ich denn jetzt?“ „Wie die lebt noch?“ – „Ja, die ist da wohl nur bisschen eingezwickt...“ Mutig nimmt der Thomas die kleine Zange und schnappt sich die Falle mitsamt Maus und wirft sie in hohem Bogen aus der Tür hinaus. Doch die Falle bleibt zu und die Maus hängt scheinbar mit einer Po-Backe fest. Also geht der Thomas raus und lässt sie frei. Blitzschnell verschwindet das Biest im Wald... Aus die Maus!!!

Up’s & Down‘s#

Dann kommt es natürlich auch mal zu Missverständnissen und so streichen wir eine bereits geplante Tour an einem „Top-Wetter-Tag“ oben im Glacier NP und wählen einen entspannten Tag am Mt Revelstoke, fahren dort extra hoch, um dann zu erfahren, dass alle Wege erstmal gesperrt sind, da sich dort gerade ein Grizzly rumtreibt… Wir sollen mal ne halbe Stunde warten – haben wir auch gemacht – mehrmals – natürlich wurden die Wege im Laufe des Tages nicht wieder geöffnet und so vergeht ein weiterer Tag ohne sportliche Herausforderung… Und gerade das passt dem Thomas zur Zeit gar nicht, der nach der verpassten Zeit im Krankenhaus, nun wieder Vollgas geben will.

Ein andermal regnet es so stark, dass wir eine Überschwemmung in der Küche und im Gaskasten haben… Und da haben wir Glück, dass wir die überhaupt entdecken – auf der Suche nach der guten Pan-di-Stelle-Crema aus Italien, die hinter den Gastank gefallen ist, stell ich fest, dass es dahinten nass ist. Und dann heißt es auch erstmal alles raus und irgendwie versuchen dahinten hin und den Bus wieder trocken zu bekommen.

Nun viele Freundinnen und Freunde zuhause meinen meist, wie neidisch sie auf uns sind und auf unsere Reise… und welch tolle Bilder und Geschichten wir posten… Darüber freuen wir uns natürlich sehr, nur an manchen Tagen ist es schwer darauf zu antworten, denn auch der Alltag Unterwegs hält so manche Herausforderung bereit und wir sind wohl nach wie vor dabei uns an diesen neuen Lebensstil zu gewöhnen. Hoffentlich finden wir schnell wieder einen angenehmen Rhythmus sowie ein gutes Gleichgewicht zwischen Abenteuer + Ausgleich! Es scheint wichtig zu sein, sich die Zeit zu nehmen, das Erlebte zu verarbeiten. Auch wenn es bereits eine gewisse Zeit in Anspruch nimmt, diese Erlebnisse zu planen. Doch all das muss man erst einmal begreifen und wiederrum einplanen – vor allem, wenn man in einer Gegend unterwegs ist, wo es an jeder dritten Ecke etwas Tolles zu erleben gibt und es ja trotzdem immer weiter geht… 😉

Unterwegs-Sein

Trotz der anfänglichen oder eher aktuellen Schwierigkeiten sind wir sehr zufrieden mit unserer Entscheidung, diesen Weg zu gehen und auch damit, wie wir ihn gehen. Wir versuchen ans große Ganze zu denken und uns darüber zu freuen hier sein zu können, wenn es mal schwierig ist. Wir wissen die Unterstützung aus der Heimat sehr zu schätzen und sind dankbar, dass ihr alle so fleißig mit fiebert auf unserem großen Abenteuer „Unterwegs-Sein“!

Danke 😊