Caro

Thomas

Februar 12, 2020
10 min read

Ein Tag in einer anderen Welt

Bouldern in den Buttermilks und was Bishop außerdem zu bieten hat

Unserer Meinung nach ist Bouldern eine Sportart für sich und der beliebte Hallensport ist kaum mit dem Pendant draußen zu vergleichen. Gern suchen wir diese Hallen mit ihren bunten Griffen und gemütlichen Matten auf - zuhause zum Trainieren + Freunde-Treffen - unterwegs zum Leute-Kennenlernen und Duschen! 😉 Doch unser Crashpad benutzen wir eigentlich nur als Bett oder Sofa - auf unsrer Reise haben wir es gar nicht dabei, denn so richtig draußen bouldern gehen wir eigentlich nicht. Da ziehen wir doch die (meist) etwas höheren Wände zum Sportklettern oder eben die Berge vor!

Jedoch wollten wir dieses eine berühmte Bouldergebiet auf unsrer Reise durch Nordamerika mitnehmen: die Buttermilks.

Let's go Bouldering in the Buttermilks

Diese riesigen Graniteier inmitten der Wüste auf knapp 2000 Metern befinden sich eine knappe Stunde oberhalb von Bishop am östlichen Rande der High Sierras in Kalifornien. Wir verbringen ein paar Tage in der Ecke um Bishop und möchten davon - und natürlich vor allem von unserem Ausflug in die Welt des Boulderns - berichten.

Ein Samstag in den Buttermilks#

Der Thomas war vor 3,5 Jahren schon mal in Kalifornien und hatte den Buttermilks damals bereits einen kurzen Besuch abgestattet. Er war total begeistert und wollte natürlich wieder hin. Spätestens seit der Begehung von Lucid Dreaming, mit 8C einem der schwesten Boulder der Welt, durch Alex Megos, sind die Buttermilks auch ein Begriff in Franken/Deutschland.

Wir fahren schon am Abend hoch und werden ganz schön druchgeschüttelt auf der schlechten Dirtroad, die 10 Meilen nach oben führt... Endlich geschafft! Wir suchen uns einen guten Parkplatz, auf dem wir über Nacht und am nächsten Tag stehen können. Am nächsten Morgen ist die Aufregung groß - wir freuen uns auf einen Tag draußen bouldern! Doch was brauchen wir eigentlich?

our gear for going bouldering

Ganz ungewohnt für uns, dass ganze Metall im Bus zu lassen und nur mit ein paar Schuhen (ja mit kleinem P 😄), viel Chalk und dem ausgeliehenem Crashpad loszuziehen. Ein Rucksack wird trotzdem noch voll gepackt mit Trinken, Brotzeit und Kamera & Co. Los kann's gehen!

let's go - Buttermilk

Zum Warmup suchen wir nach den leichtesten Touren, die es gibt. Auf dem Weg dorthin kommen wir an der Tour vom Alex vorbei und schaun uns die kurz an - ganz schön steil und scharf! Doch vielleicht macht es uns ja stärker den "shark toof undercling" mal anzufassen? 😏 Die Tour ist eine V15 - Wir starten mal mit einer V0! 😄

sunshine boulder - buttermilks

Die ersten beiden V0's laufen recht gut, doch bereits hier ist die Ausgesetztheit zu spüren, denn es geht schon ein paar Meter nach oben. Wir sind am Sunshine Boulder und genießen Sonne + Ruhe. Wobei leider nur erstere von beiden uns den Tag über bleiben wird. Denn die einfachen Routen hier sind nicht nur für uns ein gutes Warmup. Bald ist eine weitere Gruppe von Leuten da und macht sich breit. Wir schauen uns die verbleibende Linie - direkt eine V1 - noch an, bevor wir uns ein neues Plätzchen suchen.

sunshine boulder - buttermilks

Auch an der Greenwall finden wir steile, schöne Linien und haben Spaß am Bouldern. Hier lernen wir ein nettes Mädel aus Kanada kennen, die uns gleich noch einen weiteren Boulder empfiehlt. Eine V2! Wir steigern uns langsam und ziehen "locker" durch den kleinen Überhang, der uns empfohlen wurde.

Danach muss doch mal eine Pause sein und wir suchen uns ein ruhiges Plazal für Brotzeit + Kaffee, bevor es weiter geht. Eine weitere V2 The Hunk haben wir schon auf einem Foto gesehen und als wir davor stehen, geht der Kopf ganz schön in den Nacken. Der Boulder ist wirklich hoch und scheint die Schwierigkeiten gleich am Start zu haben. Thomas hat natürlich gleich die Schuhe an und probiert die ersten Züge. Immer wieder geht es runter auf die Matte. Gibt's doch nicht - so schwer kann das doch nicht sein. Doch die kleinen Leisten und schon etwas runden Tritte sind ein krasser Gegensatz zu den vorherigen Bouldern.

the hunk - buttermilks

Um uns herum wird es immer voller und auf einmal wird es richtig laut - wie in einem Stadion: Eine ganze Meute jubelt, als ein Boulderer das Granitei hochkrabbelt, um das sich alle versammelt haben.

crazy crowd - buttermilks

Wir ziehen lieber weiter zum berühmten - Ironman - eine markante Linie (V4), die der Thomas schon 2016 probiert hat und sich nochmal anschaun will.

ironman 2016 - buttermilks

Mal sehen ob's heute besser läuft - es sind ein paar mehr Leute da, die schlaue Sprüche wissen und ihn anfeuern.

ironman - buttermilks

Der Start gelingt auf Anhieb, doch das Ende bereitet, wie schon 2016, noch Probleme. Ein weiter dynamischer Zug an einen Aufleger, danach die Füße zur rechten Seite schwingen und den guten Griff anheppen. Der Name Ironman ist hier passend gewählt!

ironman - buttermilks

Nach ein paar weiteren Versuchen klappt endlich der Zug. You got this! - ertönt es immer wieder und immer lauter von der immer größer werdenden Menge um den Boulder.

ironman - buttermilks

Doch zum eigentlichen "Durchstieg" (oder wie nennt man das in der Boulderwelt?) könnte es noch dauern. Eine Pause ist notwendig und so geht es zu Caro's "Projekt": Das Hero Roof am Hero Roof Boulder ist als eine der besten "V0s anywhere" bekannt! Etwas steiler - dafür nicht ganz so zach! Nachdem ihr bereits die steile V2 im Cave Boulder gelungen ist, sollte dieses heldenhafte Dach doch auch drin sein? 😉

hero roof - buttermilks

Trotz mehrerer Versuche wird's mit dem finalen Ausstieg leider nix mehr. Wir sind platt - der Thomas gibt dem Ironman noch eine letzte Chance, doch die Luft ist draußen. Wir machen uns auf den Weg zurück zum Bus. Die Sonne verschwindet gerade hinter den Bergen am Horizont. Ein paar Boulderer kommen jetzt erst, um die harten Eier im Schatten zu knacken.

Wir sind froh um die Ruhe am Bus und genießen die Aussicht und den schon bald aufziehenden Sternenhimmel.

good night - buttermilks

Vielleicht hat uns das Fieber bissl gepackt und wir schauen uns auch daheim abundan mal öffter ein paar Klettertouren ohne Seil an. Morgen aber geht's erstmal wieder Sportklettern!

Sportklettern - Owens River Gorge#

Bishop hat natürlich mehr zu bieten als die berühmten Buttermilks. Die Owens River Gorge zählt ebenfalls zu den beliebtesten Sportklettergebieten in Kalifornien und besonders im Winter kommen die Leute von überall hierher zum Kraxeln.

Climbing Owens River Gorge

Unter der Woche ist entsprechend weniger los und wir sitzen gerade beim Frühstück, als ein alter Ford Fiesta neben uns hält. Ein gebührtiger Tscheche in den 50ern steigt aus und stellt sich als Mark vor. Er hat für heute keinen Kletterpartner und so gehen wir zusammen in die Schlucht. Er kennt sich bestens aus und weiß die ein oder andere Geschichte zu erzählen.

Wir starten in der Central Gorge an dem passenden Sektor Warmup Wall. Hier befinden sich mehrere leichte Routen, die Vormittags in der Sonne liegen. Das feste Vulkangestein ist hier allerdings schon ziemlich abgetreten und wir wechseln bald an die gegenüberliegende Wand, die Social Platform.

Mark erzählt, dass er erst wieder seit ein paar Monaten klettert und wir sind fasziniert, wie er (wenn auch im Nachstieg) bald die Achter nach oben klettert. Sehr präzise und schnell sieht das ganze aus. Ein paar Monate? "Hey Mark, how hard did you climb before?". Dann kommt er so langsam mit der Sprache raus: er sei früher schon um die 5.14b (also im unteren ELFTEN Grad!) geklettert. Mehrfach den El Cap, Half Dome usw... Irgendwann sei ihm dann das Dirtbag-Leben genug gewesen und die Schuhe wurden an den Nagel gehangen. Wir sind ziemlich beeindruckt und wissen erst garnicht, was wir dazu sagen sollen.😄 Er hat natürlich noch viele weitere Stories auf Lager und so geht der Tag schnell zu Ende.

Wir verabreden uns noch für einen weiteren Tag mit Mark, um uns die Upper Gorge anzuschauen. Es geht an den Sektor Gotham City und schon in der ersten Tour fällt uns der deutlich rauhere Fels auf. Die Routen werden scheinbar weniger gekletter als in der Central Gorge und sind aus unserer Sicht auch deutlich abwechslungsreicher.

Climbing Owens River Gorge

Das Highlight gibt es zum Abschluss: Thomas steigt in die Route Grindrite (5.11b) ein und Mark ist schon Feuer&Flamme, mal wieder eine 5.11b zu klettern. Erst über eine Platte, dann durch eine Verschneidung, eine Power-Crux und am Schluss noch ein schöner Lieback. Wir sind begeistert vom oberen Teil der Owen's River Gorge und würden gerne noch einen Tag bleiben. Doch wir wollen auch noch einen Blick auf die höheren Berge werfen und so war das unser letzter Tag im Canyon.

Mehrseillängen + Berge#

Wir haben natürlich auch einen Blick auf die Mehrseillängen auf der Ostseite der Sierras geworfen, doch Ende November scheint auch hier die Saison vorbei zu sein. Rock Creek und besonders der Pine Creek Canyon stehen für besten Granit und sind ebenfalls in kurzer Zeit von Bishop zu erreichen.

Die niedrigen Temperaturen sind vielleicht etwas kalt für den Fels, doch die hohen 4000er, etwas südlich von Bishop sollten noch machbar sein und liegen auf unserer Route. Der berühmteste und höchste von allen: Mount Whitney (4421m) - Zum gleichnamigen Whitney Portal fahren wir nach oben und bestaunen am nächsten Morgen den Sonnenaufgang. Der Parkplatz liegt schon auf 2552 Metern. Doch für uns wird's nur eine kleine Wanderung, denn ein Permit für den Berg hätten wir uns vorab organiseren und auch eine 2-Tagestour einrechnen müssen...

High Sierras

Bishop - Die City#

Bereits vorab haben wir von einer guten Bäckerei gehört. Die Erick Schat's Bakery hat neben gutem Brot (nicht das Beste unserer Reise aber doch besser als der Durchschnitt) eine Riesenauswahl an Plunder, Früchtebroten und sonstigen Leckereien.

Für den Kaffee würden wir dann doch lieber das Black Sheep Coffee empfehlen, was gleichzeitig der lokale Klettertreffpunkt ist. Auch am Abend trifft man sich hier zu Bier & Tacos und auch die musikalische Unterhaltung kommt zu keiner Tageszeit zu kurz. 😉

Musikanten am Black Sheep Café - Bishop

Gleich nebendran befindet sich der Eastside Sports, der lokale Kletterladen. Unterhaltet euch mit den Verkäufern, dort liegt einiges an Kletterwissen im Laden und der Gründer ist ein legendärer Trailrunner. 😉 Ein weiterer, fast einzigartiger Laden, ist der Mammoth Gear Exchange. Hier gibt es gebrauchte Outdoor Klamotten und Ausrüstung, die noch gut zu was zu gebrauchen ist.