Caro
Thomas
September 14, 2019
8 min read
Vancouver Island
Strand oder Berge? - Hier musst du dich nicht entscheiden ;)
Von Squamish aus geht es zur letzten Station in Kanada - Vancouver Island! Ehrlich gesagt hatten wir uns vor und während der Reise gar nicht so genau damit befasst. Scheinbar nehmen aber wohl so ziemlich alle Leute die Insel mit. Es muss also was zu sehen geben...
Während der Tour durch Kanada ist auch immer wieder ein bestimmter Name eines hippen Ortes auf der Insel gefallen.
Ein Truckfahrer hat uns den sogar quer über den ganzen Walmart Parkplatz buchstabiert: "T-O-F-I-N-O! You must go there!" Wir dürften uns das Surfer-Städchen an der Pazifikküste auf keinen Fall entgehen lassen.
Zwei Freunde, die wir unterwegs kennengelernt haben, werden im September auch auf Vancouver Island sein und die wollten uns doch das Surfen beibringen... Spätestens dann war klar, Vancouver Island wird fest eingeplant.
Es geht also mit der Autofähre von Horseshoe Bay nach Nanaimo. Bis wir dort allerdings drauf kommen, wird es noch etwas dauern. Wir haben keine Reservierung und - warum auch immer - ist hier mitten in der Woche ein ziemliches Gedränge um die Plätze. Naja, sich also mal wieder Zeit nehmen für die liegengebliebenen Sachen und nach ca. 4 Stunden Wartezeit bekommen wir endlich einen Platz auf der nächsten Fähre. Wir lassen das Festland Kanadas hinter uns, denn die Rück-Fähre werden wir direkt runter in die USA nehmen. Da es jetzt schon später Nachmittag ist, werden wir für's lange Warten noch mit einem tollen Sonnenuntergang hinter der im Westen liegenden Insel belohnt.
Klettern - Horne Lake#
Was wollen wir auf der Insel machen? "Can you climb on Vancouver Island?" - die Frage hatten wir natürlich im Vorfeld geklärt und über die Klettermöglichkeiten bereits Unterschiedliches gehört. Es scheint dann doch eine recht große Auswahl zu geben. Doch das Highlight soll in jedem Fall Horne Lake sein. Das Gebiet ist in keinem Topo enthalten, nur ein "Mini-Topo" existiert im Internet (haben wir euch auf der Gebiete-Page verlinkt).
Der angekündigte "European Class Limestone" trifft tatsächlich zu und wir staunen nicht schlecht, als wir unterm Felsriegel stehen und die Köpfe nach oben strecken. Sinter, steile Überhänge, kleine Leisten - hier ist wirklich alles zu finden. Nur bei leichten Touren wird die Auswahl etwas schwierg - Los geht es bei wenigen 5.10a Routen. Den Namen hat das Gebiet natürlich nicht ohne Grund und der Horne Lake bietet nach der grandiosen Kletterei die willkommende Abkühlung. Fazit: Absolute Empfehlung!
Berge - Mount Arrowsmith#
Doch nicht nur kleine Felsen lassen sich auf der Insel finden. Wir wollen uns einen Überblick von weiter oben verschaffen und planen für den nächsten Tag den "Mount Arrowsmith" ein. Er ist der Höchste der südlichen Insel und verspricht eine Top-Aussicht in alle Himmelsrichtungen.
Anstatt uns ein ganzes Buch für eine Tour zu kaufen, quatschen wir im Kletterladen Valhalla in Nanaimo mit der freundlichen Mitarbeiterin. Sie empfiehlt uns die Route Unjugded und hat gleich noch ein paar weitere Tipps für die Insel auf Lager (siehe Gebiete).
Beim Start der Tour stellen wir direkt fest, was es hier heißt, auf "non-mainstream" Routen unterwegs zu sein. Der schmale Pfad ist nur durch ein paar Fähnchen gekennzeichnet und geht direkt steil bergauf. Als wir die Baumgrenze erreichen, können wir allmählich unsere eigentliche Tour erahnen. Keine wirkliche Kletterei, sondern "Scrämbling" steht heute an. Es geht über leichtes Kraxelgelände auf den Vorgipfel. Doch oben angekommen macht eine Wolkendenke auf einmal dicht. Mist - Wo ist Aussicht hin?
Während der Traverse auf den Hauptgipfel klart es zum Glück wieder auf und wir haben das komplette Vancouver Island Panorama zu unseren Füßen. "Mei is die Insel groß!" - Von der Küste in nur ein paar Stunden in die Bergen... und da hat es einige davon. Hier muss man sich wirklich nicht entscheiden!
Runter geht es über den Normalweg, die Judged Route, die das krasse Gegenteil vom Austieg ist. Wir sind froh, das wir den ausgetretenen Wanderweg nur in eine Richtung laufen. Die Tour würden wir dennoch weiterempfehlen!
Einmal von Ost nach West - Geschafft!#
Der Arrowsmith liegt "direkt" an der Verbindungsstraße der Ost- und Westküste der Insel. Nach einer kurzen Wanderung im Pacific Rim National Park erreichen wir unseren westlichsten Punkt in Kanada und haben somit das Land final durchquert! Ein sehr "cooles" Gefühl, denn der Pazifik hat nicht gerade Badewannentemperatur.
Tortzdem lassen wir die warme Dusche am Campingplatz links liegen und ziehen die kalte Surfer-Shower vor. Den Aufpreis sehen wir bei 50$ Übernachtungsgebühr nicht ein! Der Punkt bringt uns auch zu einem Problemchen an der Westkünde rund um Tofino: Wildcampen bzw. Overnight-Parking ist in der kompletten Gegend verboten und wird mit Strafen um die 200$ verdonnert. Es gibt wohl Möglichkeiten (Insider: Industrialstreet), doch sollte man dort auch nur spät hinfahren und wieder früh verschwinden. Wir hatten das große Glück, dass "zufällig" genau in der Woche auch unser Kumpel Jakob mit seiner Family da war und wir durften bei deren Ferienhaus parken. :-) Zusammen erkunden wir entlang des West Coast Trails die weitere Küstelandschaft und lassen die Seele etwas im Wind baumeln. Ein sehr schöner Tag in sehr netter Gesellschaft für uns! :-)
Wir sind schon einige Zeit unterwegs und es tut gut an einem Ziel angekommen zu sein. Wir genießen den Moment und schauen den Profis beim Wellenreiten zu.
Surfen - Tofino!#
Genau, da war doch noch was! Wir sind natürlich schon in Kontakt mit Selma und Denis, die uns eine Surflesson versprochen haben. Wir treffen die beiden im netten Tofician Café und tauschen erstmal die Erlebnisse der letzten Wochen aus. Es ist richtig schön die Beiden wiederzusehen, doch bei Wörtern wie "Offshore-, Onshore-Wind" stehen bei uns nur die Fragezeichen über den Köpfen. Naja, die beiden werden's wissen und so finden wir uns bald mit Brettern und im Wetsuit bei Theorie+Warmup an der Cox Bay wieder. Wir sind schon total heiß - also, ab ins kalte Wasser. Die beiden zeigen uns die Basics und schon bald gleiten wir durch die Wellen. Ein erster "Ritt" ist teilweise auch dabei, aber das Aufstehen ist tatsächlich gar nicht so leicht wie es aussieht!
Auch am nächsten Morgen haben wir die Bretter noch und gehen im strömenden Regen ins Wasser. Als Kletterer wären wir liegen geblieben, doch die Erkenntnis des Tages lautet: Surfen geht (fast) bei jedem Wetter. Wir sind begeistert - das war bestimmt nicht das letzte Mal auf den Brettern im Wasser!
Doch auch ohne Surfen lässt es sich in Tofino gut aushalten: schöner Hafen, hippe Läden, nette Cafés, ... :-)
Schöne Ecken überall - Ostküste#
Aber auch an der Ostküste finden sich einige schöne Ecken und nette Ortschaften. Nanaimo hat eine schöne Hafenpromenade zu bieten. An einem Samstag sind wir in Qualicum Beach und gehen auf den Markt. Ja den BC Farmers Market gibt's auch auf der Insel! Auch hier werden lokale Produkte angeboten und ein paar Musikanten sorgen für Unterhaltung. Kunst gibt es auch wieder zu sehen. Die Schlangen vor den Brot- & Gebäckständen sind hier wohl bisher die Längsten!
Auf dem weiteren Weg nach Süden halten wir noch in der Totem-City, Duncan. Hier werden in der ganzen Stadt die Totempfähle zur Schau gestellt und auch einiges zu ihrer Geschichte erzählt.
Die Attraktion der Insel - Whale Watching?#
Neben Kunst, Natur und Surfen ist Vancouver Island vor allem für die Wale bekannt, die sehr häufig in den Gewässern drum herum zu sehen sind. Whale Watching - Eine Attraktion, die überall angeboten wird und bei der man mit einem Boot hinaus fährt, um die großen Meeresbewohner zu beaobachten. Wir haben uns diese Attratktion für den Schluss aufgehoben: Quasi hautnah konnten wir zwei Prachtexemplare in der Luft beobachten und mussten dafür weder weit raus auf's Meer noch bezahlen! ;-)
Spaß beiseite, wir haben wirklich lange überlegt eine solche Tour zu machen. Sowohl Grauwale im Westen als auch Orcas im Süden sollen häufig zu sehen sein. Es hat uns schon sehr gereizt, sie aus nächster Nähe zu sehen. Aber sowohl die Kosten (120$pro Person für 3-4h), als auch die Gedanken mit einem Boot den Walen hinterherzufahren und sie womöglich in ihrem Lebensraum zu stören, haben uns davon abgehalten... Außerdem hatten wir ja bereits auf unserer ersten Fährfahrt Glück und hoffen somit auf die zweite Überfahrt... ;-)
Auf in ein neues Kapitel - Ab in die USA!#
Auf die Fähre warten müssen wir diesmal nicht, der Reservierung sei dank. Diese können wir hier auf jeden Fall empfehlen, denn die Schiffe in die USA sind um einiges kleiner und somit schon schnell ausgebucht.
Damit geht das erste Kapitel unserer Reise zu Ende und wir blicken zurück auf ein tolles Land mit all seinen Facetten und vielen netten Leuten, die wir getroffen haben. Wir sind richtig happy darüber, dass wir die komplette Durchquerung gemacht und nicht nur, wie bei der Panamericana üblich, einen kleinen Teil angeschaut haben. Unsere Eindrücke zu Land & Leuten gibt es in Kürze noch im Abschluss-Blogartikel zu Kanada.