The Canadian Rocky Mountains

Nach über einem Monat verlassen wir das Hauptmassif der kanadischen Rocky Mountains mit gemischten Gefühlen. Das erste große Highlight unserer Reise liegt nun hinter uns. Leider vermasselte uns das Wetter so manche Tour und auch der Umweg nach Calgary kostete uns eine gute Woche, während der natürlich die Sonne schien... Dennoch haben wir eine schöne Zeit verbracht und einige tolle Tage & Touren erlebt!

Die kanadischen Rockies haben so einiges zu bieten: Neben schönen Landschaften aus Bergen und Tälern, Flüssen und Seen, Wäldern und Felsen, ... gibt es auch ein paar nette Ortschaften, aber auch viele Touris... und natürlich eine Riesen-Auswahl an sportlichen Aktivitäten - ob im Winter im Schnee oder im Sommer zu Fuß, mit dem Rad oder am Fels - hier ist für jeden was dabei! So war auch für uns war das Angebot überwältigend und die Entscheidungsfindung meist gar nicht so einfach.

Wir waren eine knappe Woche Anfang Juli im Japser NP. Über den Icefield Parkway, der zurecht als eine der schönsten Straßen Kanadas gilt, ging es weiter nach Süden. Am Saskatchewan Crossing haben wir eine Pause eingelegt, bevor es mit frischer Energie zum ersten Mal in die Ecke um Lake Louise ging, das bereits im Banff NP liegt. Hier beginnt auch das sogenannte Bow Valley, das eine Vielzahl an Berg- und Felsmassifen und somit eine große Auswahl an Klettertouren beheimatet. Der Bow River verbindet die Kletterareale Lake Louise, Banff und Canmore. Er fließt weiter in Richtung Calgary und passiert dabei noch weitere Gebiete wie Kananasik und Yamnuska.

All diese Ecken haben wir uns angesehen und möchten unsere Erlebnisse mit diesem Artikel noch einmal Revue passieren lassen und teilen.

Ein erster Überblick ...gar nicht so einfach#

Rund um das Zentrum der Kanadischen Rocky Mountains - den Banff National Park - finden sich zahlreiche Berge und Touren oder einfach schöne Ecken: im Norden Jasper und der Mt Robson, im Osten Canmore und Kananaskis, im Süden Kootenay und der Mt Assiniboine, im Westen weitere beeindruckende Bergketten am Rogers Pass und in den Bugaboos, ...

Oft konnten wir uns nicht entscheiden, welche Ecken und Touren wir uns ansehen möchten. Und den ein oder anderen Spot konnten wir aus verschiedenen Gründen leider nicht mitnehmen... Schwer gefallen ist uns vor allem die erste Planung. Wir stehen im Laden vor'm Bücherregal und wissen nicht, welchen Führer wir zuerst aufschlagen geschweige denn uns zulegen sollen... Eine coole Zusammenfassung im Internet haben wir anfangs auch nicht gefunden, was uns umso mehr motiviert hat, diesen Artikel zu verfassen und unsere Best-of-the-Rockies weiterzugeben:

Sportklettern#

Bereits der im Norden der Rockies gelegene Jasper NP hat ein paar Sportkletterspots und sogar einen eigenen Führer ("Northern Exposure") zu bieten. Sobald man im Banff NP den Bow River erreicht beginnt das Bow Valley mit einer Vielzahl an Klettermöglichkeiten. Das Gebiet reicht über Banff hinaus bis es östlich von Canmore fließend in weitere Klassiker übergeht: Yamnuska, Ghost River, Kananasiks, ... Verschiedene Guidebooks beschreiben die vorhandenen Routen.

Wir haben uns bereits zuhause den "Sport Climbs in the Canadian Rockies" von Jon Martin & John Jones zugelegt, doch sind von dessen Qualität - trotz 7.ter Auflage und über 15tausend verkauften Exemplaren - eher mäßig überzeugt. Viele zusätzlich nützliche Infos haben wir online gefunden. Wer sich sowohl die Rockies als auch ein paar weitere westlich gelegene Klettergebiete anschauen möchte, denen empfehlen wir den Kauf des "Selected Climbs of the West" (siehe auch Gebiete Seite).

Im Laufe unserer Zeit in den Rockies haben wir uns verschiedenen Sportklettergebiete angesehen und waren von der Vielfalt des Gesteins und der Routen begeistert:

• von rauhen Platten bei Jasper (Juno Wall)

• steilen Überhängen bei Canmore (Grassi Lakes)

• Klassikern in Lake Louise (Back of the Lake)

• technischen Moves in den Canyons (Black Feather bei Banff und Cougar bei Canmore)

Meist sind es keine fränkischen Zustiegsverhältnisse und man muss schon mindestens eine halbe, wenn nicht gar eine ganze Stunde einrechnen, um in die Vertikale zu kommen... Das hat uns zu Beginn etwas genervt, aber mit der Zeit dann gut in Form gebracht. ;) Viele weitere Infos zu den Kletterein gibt's auf der Gebiete Seite!

Mehrseillängen#

Auch sind uns die Entscheidungen schwer gefallen, welche der vielen coolen Touren wir angehen wollen. Oft standen wir vor den Bücherregalen und durchblätterten die Seiten, die verschiedene Berge beschreiben. Zum Glück haben wir online einen Best-Of-Artikel über Canmore gefunden. Die Leute vom lokalen Kletterladen vertical Addicted haben sich große Mühe gemacht eine tolle Auswahl zu erstellen: Link

Wir fassen unsere Best-Ofs hier nochmal zusammen - manche konnten wir klettern, andere haben wir nur geplant, doch sie wurden uns mehrmals empfohlen und finden so dennoch Einzug in diese Liste:

Hohe Berge#

Auch davon gibt es nicht Wenige in den kanadischen Rocky Mountains. Das Buch "11'000ers of the Rockies" hatten wir uns schon zuhause aus der Bib ausgeliehen und uns auf die Touren gefreut. Auch die Liste der "50 Classic Climbs of North America" bietet eine erste grandiose Auswahl an alpinen Herausforderungen. Doch wir hatten das Pech, dass Kanada 2019 einen sehr langen Winter gesehen hat und somit die meisten Berge noch gut mit Schnee bedeckt waren. Auch meinte es das Wetter nicht immer gut mit uns und so konnten wir nicht allzuviele Haken hinter die 11'000 setzen.

Dafür haben wir uns umso mehr über den gefreut, der gekappt hat. :-)

Unsere Auswahl wollen wir trotzdem teilen, sodass vielleicht jemand anderes, die Berge bald erklimmen wird. :-)

Mt Edith Cavell#

Wer in den Jasper-NP fährt, kommt an seinem Anblick nicht vorbei: Der Ostgrat gilt als eine der schönsten Grattouren in Kanada und zählt zu den 50 Classics.

Mt Robson#

Im Nordwesten des Jasper NP liegt der höchste Berg der kanadischen Rocky Mountains, der Mt Robson. Natürlich beheimatet auch er eine Route, die es in die Liste der "50 Classic Climbs of North America" geschafft hat. Wir mussten ihn leider auslassen, da dort Anfang Juli 2019 noch viel zu viel Schnee lag und wir ja auch keine Ski dabei hatten... ;)

Mt Castle#

Die Dolomiten mitten in Kanada? - Ging es uns durch den Kopf als wie die gewaltige Bergkette des Castle Mountain zum ersten Mal sahen. Sie beeindruckt nicht nur vom Tal herraus, sondern auch mit ihrer Auswahl an Klettertouren. Mehr Infos zu den Touren gibt es auf unserer Gebiete-Seite.

Mt Hector#

Was für eine Kombination - Eine super Mehrseillänge direkt auf den Gipfel eines 11'000ers. Unsere Geschichte dazu gibt es im Blog zum Nachlesen. Der Gipfel kann auch als Hochtour über den Gletscher auf der Nordseite gemacht werden.

Mt Temple#

Er ragt über's Bow Valley und ist von allen Ecken zu sehen. Das mächtige Massif ist gut zu erreichen und bietet alles von der leichten Hochtour bis hin zum Nordwand-Abenteuer. Wir hatten den Ostgrat auf unsere Touren-Liste geschrieben: Eine lange, kombinierte Tour aus Fels und Schnee, die wer errät es, natürlich auch einer der 50 Klassiker ist. Umso öfter wir an ihm vorbei oder um ihn herum gefahren sind, umso mehr stieg die Motivation, den Gipfel des Mt Tempel zu erreichen. Im Juli 2019 war der Gipfelgrat noch ziemlich weiß... Im August hatte uns dann leider das Wetterfenster gefehlt...

Mt SirDonald#

Ein weiterer 11'000er wartet am Roger's Pass im Glacier NP auf dem Weg nach Westen. Der Nord-Westgrat ist nicht nur wegen der Aufnahme in die "50 Classic Climbs of North America" eine beliebte 2-Tages-Tour auf einen dem Matterhorn sehr ähnlichen Berg. Uns blieb leider selbst der Anblick aus dem Tal verwehrt...

Mt Assiniboine#

Das tatsächlich sogenannte "Matterhorn der Rockies" hat uns natürlich auch angelacht - auch wenn wir es nicht direkt gesehen, sondern nur viel darüber gelesen und gehört haben. Doch der 30km-Marsch dorthin hat uns davon abgehalten und näher mit dem Berg auseinander zu setzen. Auch wurde er uns wärmstens (kann man das bei einem kalten Berg sagen) empfohlen. Es gibt wohl eine Hütte, in der man übernachten und somit die Tour etwas entspannen kann.

Bugaboos#

Ein weiteres Highlight der Rockies, das wir leider leider nicht besucht haben, sind die Bugaboss im Westen des Hauptmassifs. Um dort ein paar klassiche Linien im Granit klettern zu können, fährt man zuerst knappe 50km über eine Schotterpiste und läuft dann noch mit Sack+Pack 3-4 Stunden ins Basecamp. Von dort starten zahlreiche grandiose Touren in allen Schwierigkeitsgraden.

Wanderungen#

Ein paar sehr bekannte Kulissen der Rocky Mountains findet man auf den Spuren der häufig sehr touristisch ausgelegten Pfade. Dennoch lohnt es sich das ein oder andere Highlight des "Standard-Rocky-Urlaubs" mitzunehmen. Die Ecken und Wanderungen, die wir weiterempfehlen würden, haben wir kurz zusammengefasst:

Jasper#

• Maligne Lake: lange Fahrt, aber schön
• Opal Hills Trail: viel Wald, aber dann tolle Aussicht
• Maligne Canyon: einfach, aber trotzdem sehr lohnend
• Wilcox Pass: entspannter Weg mit Blick auf den schnwindenen Athabasca Gletscher

Yoho#

• Takakkaw Falls und dann hoch zum Emerald Lake

Lake Louise#

• Back of the Lake und hoch zum Lake Agnes und den Beehives: super Ausblick
• Paradise Valley: toller Blick auf den Mt Temple
• Moraine Lake: must have seen das Valley of Ten Peaks
• Sentinel Pass: schöner Weg und tolle Aussicht

Banff#

• Tunnel Mountain: kann man machen, muss man aber nicht ;)
• Lake Minnewanka + Stewar Canyon: sehr schön

Kootenay#

• Paint Pots: gemütlicher Spaziergang + tolle Farben

Canmore#

• Grassi Lakes: steiler Weg nach oben + entspannter Weg nach unten, sehr sehenswert, Achtung die Ziegen schmeißen Steine runter - wichtg: do not disturb climbers ;)
• Kananasiks Country: Kananasiks Lakes Upper to Lower: entspannte kleine Wanderung mit tollem Ausblick

Ruhetage#

Neben den Wanderungen gibt es auch noch ein paar schöne Seen mit Picknick-Plätzen und natürlich die kleinen Städtchen für die Ruhetage.

Die Orte:#

• Jasper, kleines Städtchen mit schönen Häusern und einer Einkaufsstraße: Snowdome - guter Kaffee & Waschmaschinen & Duschen, Tim Hortons - Kaffee & Wifi, kleiner Supermarkt, viele Lokale, ...
• Lake Louise, sehr überschaubarer, aber netter kleiner Platz für die Touristen: Bäckerei, Supermarkt, Hippes Café, Outdoor-Klamotten-Läden, schöner Buchladen, free Town Wifi
• Banff, Metropole in Mitten der Berge und trotz der vielen Touris eine schöne Innenstadt mit coolen Gebäuden: Wifi am Visitorcenter (beim Tim eher langsam), schönes Café - die Wild Flower Bakery, Outdoor-Läden, Ateliers, viele Lokale, viele Geschäfte, ...
• Canmore, unsere bisherige Lieblingsstadt :) - viele Hippe Läden, Markt am Donnerstag, schöner Bücherladen, Ateliers, große Supermärkte, günstig Tanken, Nordic Center: Duschen (2CAD) und Wifi, Elevation Place: Wifi / Kletterhalle / Schwimmhalle (Duschen) / Bibliothek

Gute Spots zum Chillen + Baden:#

• Hot Springs / Pools, falls das Wetter mal nicht mitspielt ;)
• Gap Lake bei Canmore
• Herbert Lake bei Lake Louise

Zum Abschluss...#

Scheee woars :-) ...Die Rocky Mountains sind exterm vielfältig und für jeden Kletterer ist hier etwas dabei. Die größte Herausforderung ist meist die Entscheidungsfindung in Abhängigkeit mit dem (meist doch etwas unbeständigem) Wetter.

Generell haben wir unsere Zeit hier mehr als genossen und sind von der Natur und den Möglichkeiten hin und weg. Der Winter scheint nach vielen Gesprächen mit Einheimischen nochmal seinen ganz eigenen Reiz zu haben und wir sind gespannt, wann es uns nochmal in die Gegend verschlägt. Denn zum letzten Mal haben uns die kanadischen Rocky Mountains sicherlich nicht gesehen. :-)