Caro

Thomas

November 15, 2019
12 min read

Kanada - Das erste Kapitel unserer Reise im Rückblick

In 96 Tagen vom Atlantik zum Pazifik - einmal quer durch Kanada

Nachdem wir uns die Halbinsel Nova Scotia in den ersten Tagen mit dem Mietauto angesehen hatten, ging es am Montag, dem 17. Juni 2019, dann endlich richtig los. Am Hafen haben wir unseren Bus abgeholt und sind direkt losgedüst in Richtung Norden. Mittlerweile sind wir schon 5 Monate unterwegs, haben Kanada schon vor 2 Monaten Ade gesagt, fast 20'000 km zurückgelegt und sind in Kalifornien angekommen.

Halifax Harbour - Picking up our Van and starting the Journey

Wir wollen hier keine detaillierte Beschreibung all unsrer Erlebnisse niederschreiben und auch kein Reiseführer für Kanada werden. Wir wollen uns eher auf die interessantesten Eindrücke beschränken und über all die Kletterberichte hinaus auch etwas von Land+Leuten auf unserer Reise weitergeben.

11000 km einmal quer durch Kanada#

11000km einmal quer durch Kanada

Ein paar Daten + Fakten und was uns auf unserem Weg von Ost nach West besonders aufgefallen ist bzw. ein paar Plätze, die uns besonders gut gefallen haben:

Der Osten - Wald#

Das schöne Nova Scotia erkunden wir während des Wartens auf unseren Bus mit dem Mietauto: „Ah you are from Germany – we have a lot of Germans here“ – den Satz hören wir in dieser Region Kanadas ziemlich oft... In Halifax schauen wir uns hauptsächlich die Boulderhalle an und verbringen die weitere Zeit on the Road: an der rauhen Atlantikküste, auf Cape Breton Island und am Carbot Trail, an der Bay of Fundy, im schönen Städtchen Lunenburg und wieder an der Küste bei Peggys Cove.

Beautiful Coast of Nova Scotia

Wir reisen von Nova Scotia über New Brunswick nach Québec und weiter nach Ontario - Wer schon mal in Schweden oder Norwegen war kann sich diese östlichen Provinzen Kanadas gut vorstellen:

  • hunderte Kilometer Highway durch die kanadischen Wälder, zahlreiche Seen, gute und schlechte Straßen, immer freundliche Leute, viele Mücken, ein paar Elche, ...
Kanada - Der Osten - Wald und ein paar Seen
  • Überrascht oder gar empört waren wir über die Tatsache, dass man für die Natur oft zahlen muss und für's Klettern oder auch nur Wandern Gebühren verlangt werden!
  • Der Osten Kanadas beheimatet auch die meisten großen Metropolen des Landes. Bis auf Québec-City, machen wir um diese aber einen Bogen.

Im frankokanadischen Québec ist der französiche Einfluss noch allgegenwärtig. Neben der Sprache macht sich dieser auch in der Architektur bemerkbar. Und so befinden sich in allen kleinen Orten klassische Kirchenbauten.

Kanada - Francocanada - Quebec

Die Mitte - Prärie#

Wir überqueren die Grenze von Ontario nach Manitoba und kommen nicht nur in eine neue Zeitzone, sondern auch in eine landschaftlich neue Gegend: grüne Wiesen und gelbe Felder, Getreidesilos - die Kathedralen der Prärie, Land- anstatt Forstwirtschaft, das Hupen des Zuges – des endlos langen Zuges – das man schon von Weitem hört.

Kanada - Die Mitte - Felder uns Silos

Der Westen – Berge#

An der Grenze von Alberta zu British Columbia erwarten uns die langersehnten Gipfel der Rocky Mountains und mit ihnen zahlreiche neue Eindrücke:

  • Berge soweit das Auge reicht – sofern sie sich nicht in den Regenwolken verstecken
Kanada - Der Westen - Berge
  • Touristen wo immer man auch hinfährt – die Nationalparks Jasper + Banff gelten wohl als ein sehr beliebtes Urlaubsziel für Reisende aus der ganzen Welt – vor allem aber aus Asien und Europa
  • Tiere, vor denen wir wohl Angst haben sollten, die aber scheinbar keine Angst vor uns Menschen haben
  • Sportliche Aktivitäten: So haben wir uns zu Beginn unseres Weges oft gefragt, wo denn die Leute hier Joggen gehen, denn wir haben kaum Straßen ohne Autos gefunden. Doch in BC wird in jedem noch so kleinen Ort gesportelt: Radeln, Wandern, Laufen, Skifoan, …, und natürlich
  • Klettern: Den ein oder anderen Versuch hatten wir bereits unterwegs gestartet, doch mit den westlichen Staaten, Alberta und British Columbia, erreichen wir auch die gut erschlossenen und teilweise auch sehr bekannten Klettergebiete Kanadas - hier noch einmal im Überblick und mit Link zum zugehörigen Bericht (weitere Infos befinden sich auf der Gebiete-Seite):
    • Erste coole Touren klettern wir in und um die Rocky Mountains: Highlights sind sicherlich unsere erste Tour auf den Grand Sentinel, das Abenteuer Yamnuska und die Mehrseillängentour am Mt Hector! Doch auch die weniger imposanten Touren behalten wir in guter Erinnerung: ein paar Platten am Nanny Goat und auch den ersten Fingerriss am EEOR gab es ebenso im Bow Valley. In den Sportklettergebieten in/um Jasper, Lake Louise, Banff und Canmore sind wir auch auf unsere Kosten gekommen!
    • Schweren Herzens verlassen wir die Rockies Mitte August - dort hätte es noch so viele lohnende Touren gegeben - doch auch unser nächster Stop lohnt sich: Revelstoke beheimatet neben vielen Sportkletterfelsen auch ein paar Berge für Sommer- und Winteraktivitäten!
    • Weiter geht's ins Okanagan Valley - ein paar Tage Sommerurlaub verbringen wir am Lake Skaha und im gleichnamigen Klettergebiet.
    • Richtig viel Glück haben wir in Squamish, das oft als sehr verregnet verflucht wird - bei uns scheint 1 Woche lang die Sonne und wir können viele Routen im Granit klettern und zum Abschluss auch noch den Chief mit unserem Kumpel aus Vancouver bezwingen!
    • Wir hatten gar nicht so wirklich damit gerechnet - doch auch Vancouver Island bietet zahlreiche Berg- und Klettertouren und wir sind viel zu kurz da, um uns ein paar mehr von den Klassikern anzuschauen.
  • Farmers Markets: ganz klar ein Highlight unserer Reise durch Kanada - endlich frische und lokale Lebensmittel direkt am Markt einkaufen, dazu Musik und viele nette Leute!
Kanada - Farmer's Markets
  • Küste: mit Vancouver erreichen wir wieder das Meer - leider sind die Badetemperaturen schon vorrüber, doch wir genießen natürlich die frische Prise und die schöne Aussicht!
  • Und dann gibt es da noch diese tolle Insel: Vancouver Island – so groß wie Bayern (eigene Schätzung) und auch einiges zu bieten: Berge, Felsen, Küste, Meer, …

Der Norden – ???#

Den haben wir uns nicht angeschaut, aber gehört, dass es auch da sehr schön sein soll und die wilde Natur noch weiter sein soll als im Süden, also im Hauptteil des Landes. Je nördlicher man kommt, desto weißer werden wohl auch die Bären… und desto schlechter die Straßen. Daher und vor allem aus Zeitgründen war unser nördlichster Punkt der Jasper National Park.

Land und Leute#

Oder sollten wir vielleicht schreiben „Wald und Mücken“, denn davon haben wir vor allem zu Beginn mehr gesehen, als von Land und Leuten… Es scheint ja ein recht schlimmer Sommer zu sein und wir haben echt zu kämpfen mit den kleinen Biestern, die überall sind und uns die Zeit in der Natur vermiesen. Doch glücklicherweise werden es dann irgendwann tatsächlich weniger Mücken und wir trauen uns auch öfter raus aus dem Bus und erleben immer mehr von Land und Leuten:

Sprache - Wir kommen mit unserem Englisch gut durch und haben wenn dann Probleme den Slang der Kanadier zu verstehen. Klassisch kanadische Redewendungen, wie „What was that?“ oder das klassische „…Eh?“ adaptiert der Thomas schnell. Im frankokanadischen Québec wird das Schulfranzösisch mal wieder ausgepackt, das noch gut läuft. 😊

Städte - Von denen haben wir uns eigentlich ferngehalten, dennoch sind wir um die ein oder andere kanadische Metropole nicht drumherum gekommen… Aufgefallen sind uns vor allem die beeindruckenden Skylines von Edmonton, Calgary und Vancouver.

Vancouver Skyline

Als wir uns Québec-City ansehen, regnet es. Doch wir sind uns nicht sicher, ob uns die Stadt überzeugt hätte, wenn sie sich von einer sonnigeren Seite gezeigt hätte... Das Schloss trohnt über den Häusern und Mauern und ist schon von Weitem zu sehen - drum herum gibt es auch viel Grün, aber eben auch viel Stadt. ;) Eine schöne Ecke mit Cafés muss es doch auch geben - doch gefunden haben wir die leider nicht...

Quebec City

Und so halten wir das Besichtigen der weiteren Städte, um die wir nicht herum kommen, meist eher kurz und verbringen die Zeit lieber in der Natur!

Straßen - Von der Schotterpiste bis zum 3-Spurigen Highway ist alles dabei. Die Qualität schwankt stark und selbst der Trans-Canada-Highway, der von Nova Scotia bis nach Vancouver Island führt, hält das ein oder andere Schlagloch bereit …

Straßen in Kanada - auch hier ist von allem was dabei

Einkaufen - Große Supermarktketten gibt es in Stadt + Land - einen etwas größeren Vorrat haben wir nur für die Nationalparks Jasper+Banff eingekauft, da dort die Supermärkte recht teuer sind. Immer wieder trifft man eine der großen Ketten an und steht vor einer Riesenauswahl an Lebensmitteln. Ein paar Punkte, die uns besonders aufgefallen sind:

  • Käse ist teurer als Fleisch: Ein Stückchen Emmentaler wird für uns zur Delikatesse, da selbst die kleinste Packung bereits mehrere Dollar kostet. Die günstigen Produkte – Fleisch und Chips – in allen Größen und Formen – kaufen wir nicht.
  • Brot: Anfangs verzweifeln wir beinahe, als wir selbst in einer beliebten französischen Boulangerie nur unfassbar weiches Brot bekommen… In den großen Supermärkten gibt es dafür je weiter wir nach Westen reisen immer festeres Baguette. In einer Hand-Made Pizzeria in Thunder Bay bekommen wir sogar ein Holzofenbrot!
  • Wasser: 18L für 2,98CAD im Supermarkt oder an etlichen Stellen Potable Water for free zum Auffüllen (Geheimtipp: Dumping Stations) - Mineralwasser gibt es nicht, dafür Unmengen an Coca-Cola-Varianten ...
  • Bier: Becks, Heineken, … selbst Stiegl aus Österreich gibt es im Walmart zu kaufen – wir probieren das regionale Bier, das gar nicht mal so schlecht schmeckt! :)
  • Import: Von nah oder eben eher fern kommt leider nicht nur das Bier... Eine Challenge vor der wir immer wieder stehen: Welche Nudeln kommen nicht aus Italien?
  • Regionale Produkte: außer Äpfeln, Tomaten und Spargel kommen die meisten frischen Lebensmittel aus den USA – das ändert sich zum Glück in BC, wo die Produkte der lokalen Bauernhöfe sowohl im Supermarkt als auch auf den Farmer’s Markets zu kaufen sind.
Leckeres Obst in BC

Leute - Wir treffen viele Leute, deren tiefe Wurzeln in Europa liegen. Oft wohnen kanadische Familien verstreut: Häufig wohnen die Eltern oder der Sohn / die Tochter hunderte Kilometer entfernt, meist in einer anderen Provinz oder sogar in den USA. Mit einer Ausnahme waren ALLE Menschen super offen + nett: Ob auf den Straßen, im Laden oder die Officers im Park, die uns darauf hinweisen, dass wir heute nacht hier nicht stehen dürfen – alle sind sehr freundlich und wirken gelassen auf uns. Und als uns eine Frau mal blöd anmacht in einem Park, wir hätten so blöd geparkt, dass keiner mehr Platz hat, da kommt direkt darauf ein Kanadier und entschuldigt sich für sie und schimpft über ihr Verhalten.

Nicht zu vergessen - neben all den Canadians - wird das große Land auch von zahlreichen Tieren bewohnt: Wildlife - für uns definitv eine neue Erfahrung: Gleich in der ersten Woche halten wir an der Straße, über die eine Schildkröte läuft! Eine zweite sehen wir an einem See beim Baden. Elche stehen einfach ganz gechillt am Rand des Highways während die Autos vorbeirasen. Rehe halten sich in unmittelbarer Nähe von Menschen auf und scheinen keine Scheu zu kennen. Und dann gibt es da diese Bären - Black Bear und Grizzlies! Zahlreiche Schilder warnen vor ihnen und erklären auf unterschiedlichste Weise, wie man sich zu verhalten hat. Wir kaufen ein Bear-Spray und basteln uns eine Bear-Box, mit der wir Lärm machen können. Zum Glück bleiben unsere Begegnungen entspannt und wir sehen die meisten Bären vom Auto aus.

Beware of Bears in Canada

Daten – Fakten – Zahlen#

Kanada - Zahlen, die bei uns hängen geblieben sind:#

  • 6000 km von Ost nach West
  • Max. 100-110 km/h auf den Highways
  • Knapp 5000 Tim Hortons
  • 47 Nationalparks mit insgesamt fast der dreifachen Größe Österreichs, aber nur 2% der Landesfläche

Unsere Reise von Halifax nach Victoria in Zahlen:#

  • 11000 km in 180 Stunden
  • 11.Juni bis 14.September: 14 Wochen, 96 Tage
  • 5 Zeitzonen
  • 5 bezahlte Übernachtungen
  • 10 (Caro) bzw. 12 (Thomas) warme Duschen!
  • 5600 CAD = 3600 € - ca. 250€ pro Woche zusammen
    • 25% der wöchentlichen Ausgaben wurden in Lebensmittel investiert.
    • 50€ wurden im Schnitt pro Woche für's Tanken ausgegeben.
    • Die beiden nachfolgenden Kostenfaktoren waren die Kategroien "Natur&Sport" (Nationalparkpass, Eintritte Boulderhalle/Pool, Equipment Klettern) und "Ausstattung" (Gas, Einrichtung Bus).
    • Erst dann folgten die "Genussmittel" - ja wir haben sehr gesund gelebt - seht selbst:

Zum Abschluss noch zwei Klischees#

Kanada das Outdoorland??? Das kommt uns - vor allem zu Beginn - nicht so vor: viele Wege zu den Seen und in Wäldern sind privat, Parks und selbst einzelne Trails verlangen Gebühren, im Winter ist es zu kalt draußen und im Frühsommer wird man von den Moskitos gequält sobald man das Haus verlässt... Doch je weiter wir nach Westen kommen, desto mehr bestätigt sich das Outdoor-Image. Und für diese berühmten Kanu-Touren muss man wohl noch ein Stück weiter nach Norden fahren...

Die Kanadier treffen sich zum Kaffee …bei Tim Hortons - ein schönes Café oder eine gemütliche Bäckerei trifft man hier selten an. Doch der frisch gebrühte Kaffee und die kleinen süßen Bällchen (Tim Bits) sind hier zu Lande sehr beliebt. Auch wir nutzen den Laden, der nach einem Icehockey Spieler benannt ist, regelmäßig aufgrund der Toiletten und des Free-Wifis. ;)

Unsere persönliche Kanada-Highlights:#

  • Der Sprung in den kalten See nach einem langen Tag draußen!
  • Die wahnsinnig-große Auswahl an Bergen und Touren in den Rocky Mountains!
  • Das Kultur-Angebot in den hippen Städten!
  • Die Farmers Markets in BC!
  • Die netten Leute!
  • Die schöne Natur!
  • Die vielen wilden Tiere!
Kanada Yeah, eh!