Caro

Thomas

September 04, 2019
7 min read

Abenteuer Chief

Über eine Kombination aus verschiedenen Routen geht es auf den Hausberg von Squamish - heute mal zu dritt :)

Früh aufstehen ist angesagt, denn um halb9 soll‘s losgehen. Also klingelt der Wecker um kurz vor 7. Ja, das klingt früh, aber ich brauch morgens echt a weng, bis ich was essen kann. Und für die große Tour sollte schließlich bissl Energie da sein. Alles läuft super – wir sind um halb9 fertig – der Pät kommt erst um 9 an. Naja, macht nix, welche Tour klettern wir? Der Pät, der die Wege echt gut kennt, da er hier bereits 2mal das Mountainguide-Examen hatte, schlägt zwei verschiedene Routen vor: Ein leichteres, etwas anhaltenderes Risssystem oder eine anspruchsvollere, dafür abwechslungsreichere Route im rechten Teil der Wand. Da er überzeugter von der 2. Variante scheint und ich argumentiere, dass er als angehender Guide ja wissen muss, wie er seine Leute einschätzt, machen wir die, obwohl der Thomas etwas skeptisch ist, ob sie nicht zu schwer wird....

Planning for THE CHIEF
Eine mögliche Routenkombi muss erstmal gefunden werden.

Sehr entspannter Zustieg durch den Campingplatz und auch den Einstieg direkt gefunden – los kann‘s gehen. Der Pät geht vor und schon jetzt ist die Stimmung richtig gut und wir haben unsern Spaß! Auch die erste Länge macht Spaß (5.9) und der erste Standplatz ist ein kleines Waldstück, sodass wir frei stehen können.

Climbing the Chief - ...

Die 2. SL wird dann anspruchsvoller (5.10c). Es geht durch einen Riss nach oben. Das stehen ist manchmal gar nicht so leicht. Ich rutschte einmal weg, doch komme ansonsten gut hoch. Auch dem Thomas gefällt die Kletterei und so steigt er die nächste direkt selbst vor.

... Pitch No 3

Die ist auch wieder eine 10c, doch diesesmal tue ich mich leichter, da ja jetzt der Pät hinter mir klettert und mich anfeuert und mir Tipps gibt. Und so läuft dieser Riss richtig gut.

The Challenge of Crack-Climbing

Nun haben wir die Auswahl: Fingerriss oder Kamin? Der Pät scheint vom Kamin recht angetan zu sein, doch als wie hören, dass er auch eine 10c sein soll, vergeht uns die Lust darauf. Doch die Entscheidung scheint gefallen zu sein und so kämpft sich unser Guide nach oben. Puh, schaut ganz schon übel aus...

How to climb trad, broad chimneys

Ich darf oder muss als nächste in den Kampf, der Thomas folgt hinter mir. Am Kamin angekommen, der kein richtiger Kamin ist, sondern eher ein sehr breiter Off-Width, erst mal sammeln und überlegen, wie das nochmal geht: Die Füße an die eine Wand, den Rücken an die anderen – der Rucksack baumelt unter mir und die Kamera hab ich links, sodass die nach außen zeigt. Und jetzt langsam hochschieben: die Hände nach hinten, um den Rücken weiter hoch zu drücken, dann wieder die Hände nach vorn, um die Füße weiter zu setzen. Der Thomas motiviert mich von unten „Ja super, genau so!“ Doch das fühlt sich überhaupt nicht super an und als der Kamin weiter auf geht und die Bewegung nicht mehr möglich ist, wähle ich Plan B und zieh mich an Thomas Seil hinaus aus dem Kamin. Bin ich froh, dass ich in der Mitte klettern darf!

The Challenge of Chimney or lets call it directly Offwidth Climbing

Oben angekommen, kann ich mir die Beta nochmal beim Thomas anschauen. Der scheint auch etwas zu kämpfen, aber kommt natürlich mit einem Lächeln oben an. :)

Chimney Challenge at the Chief

Dann schau‘ma mal, was als nächstes kommt – eine Platte – oh nein... Was – eine 11a – Platte? Pät, are u kidding me? Doch er preist sie gut an und so ist der Thomas motiviert sie vorzusteigen.

Ich such mir derweil einen schönen Platz weiter links, um ein paar coole Fotos machen zu können – ha, das Klettern zu dritt hat schon was! Und die Aussicht setzt noch eins oben drauf! :)

Having a good view from the ...

Auch der Blick ins Tal hinein hat was und dann auch noch mit dem Thomas, der klettert, im Vordergrund - schee :)

Doch die Stimmung wird wieder etwas gedämpft als es an die Platte geht. Der Thomas hat sich gar nicht mal so leicht getan und das heißt für mich schon was... Ich geb mir Mühe und versuche die ersten Mooves ohne Griffe und Tritte. „Pretend you are Alex Honold“, meint der Pät, um mich anzufeuern. „But i‘m not...“, herrje ist das schwer – also wieder die Variante mit dem Seil. Während der Pät unten noch seine Sachen packt, zieh ich mich schnell von einer Exe zur anderen und bin zum Glück bald am Ausstieg, der etwas leichter wird. Eigentlich gefällt mir das gar nicht dieses Techno-Durchmogeln, aber um Energie + Zeit zu sparen ist es heute in dem Grad wohl die bessere Entscheidung... Immerhin hatte selbst der Pät die Platte leichter in Erinnerung und so machen wir oben erstmal eine Pause.

Let's have a break - climbing the Chief

Nun geht es ein Stückchen zu Fuß im Wald hoch. Eine SL in einem Riss „Moonwatcher“ liegt auf dem Weg. Doch die überspringen wir unabsichtlich und kommen direkt weiter oben an. „Bellygood Ledge“ lautet die Traverse, die wir entlang müssen. Der Pät schlägt vor, sie als Pitch zu machen und wir seilen an. Er berichtet noch von Geschichten, wie Leute hier abstürzen und natürlich sterben, denn die Traverse ist super ausgesetzt. Bevor er losklettert erwähnt er zum Glück noch, dass das nachts passiert ist und achja, die Guys hatten keine Stirnlampen dabei... Doch wir kommen sicher drüben an und stehen nun unter der „Black Dyke“, die man schon vom Parkplatz aus sehen kann. Die geht es für 4 SL nach oben: Der Pät geht die erste vor und frägt mich direkt als ich in Sicht- und Hörweite bin, wie sie mir gefallen hat – „was nice to climb“ – „ok, then you can lead the next one! :)“. Also komme ich auch noch auf meine Kosten und darf die leichteste Länge des Tages vorsteigen. Die ist zwar geboltet, aber auch nicht „over-boltet“, doch zum Glück wirklich leicht. Der Vorteil – so bekomme ich noch ein schönes Bild von den beiden Jungs zusammen beim Klettern.

Climbing the Chief - Black Dyke Pitch 2

Die nächste Seillänge hat einen steilen Start, den sich der Thomas zuerst anschaun darf. Er lässt seiner Kreativität freien Lauf und entwickelt am kleinen Überhang eine neue Beta. :D

Climbing the Chief - Black Dyke Pitch 3

Numero 4 bekommt dann wieder der Pät und schon sind wir das nächste Stück des Chiefs hinaufgeklettert. Da der Pät übel Hunger hat und schon seit 2 SL an nichts anderes mehr als an seine Fischdose denken kann, gibt es erst nochmal Brotzeit. Dann machen wir uns auf den Endspurt. Noch ein Riss (dessen Einstieg wir allerdings wieder verpassen) und eine Abschluss-Platte warten auf uns. Diese Ausstiegslänge liegt quasi direkt neber’m Hiking-Trail und so schlage ich vor, lieber über diesen nach oben zu laufen, als noch eine Platte zu klettern...

Last Slab up the Chief

„No, we gotta get up with style“ meint der Pät dazu und startet die Platte mit einem kleinen Run. Der geht 3 Meter zu weit und so steht er auf einmal Mitten in der Platte zwischen zwei Bohrhaken. „Just pretend you are Alex Honold“, muss ich lachen. Das aller letzte Stück machen wir dann alle 3 mit „Style“, wobei sich dabei der Thomas und der Pät fast in ihren Seilen verhäddern. Aber wir kommen alle sicher oben an und genießen die coole Aussicht!

Run for the Chief

Der Wanderweg führt entspannt und schnell nach unten. Es kommen uns einige Locals entgegen, die zum Feierabend einen kleinen Trailrun machen. Wir nehmen unten noch ein schnelles Bad in einer Gumpe. Dann geht es in die lokale Brauerei in Squamish, denn Durst + Hunger sind groß!

The Howe Sound Brewery

Was ein cooler Tag und was eine witzige und abwechslungsreiche Tour!

Yeah, wir haben den Chief doch noch erklommen! Jetzt kann es weitergehen zur allerletzten Etappe unseres Kanada-Kapitels: Vancouver Island