Caro

Thomas

August 10, 2020
9 min read

Die heiligen Felsen von Meteora

Der erste Stop unserer Griechenland-Reise führt uns an und natürlich auf die hohen Kieseltürme der berühmten Pilgerstätte.

...werden alljährlich von unzähligen Touristen besucht. Auch für uns Begeisterte des Klettersports ist Meteora ein wohl bekannter Begriff. Doch zieht es Rock Climber aus aller Welt vermehrt an die sonnigen + steilen Klippen von Kalymnos oder die jüngst erschlossenen + hohen Wände über Leonidio.

Früher sah das wohl anders aus... Die wagemutigen Sachsen rund um Dietrich Hasse und Heinz Lothar Stutte begannen 1975 die ersten Routen einzurichten. Natürlich in dem noch heute prägenden Abenteuer-Stil: Ground-Up - d.h. Routen werden nur von unten und aus der Kletterposition erschlossen. Die Folge: Spärliches setzen der Bohrhaken und somit lange Runouts. Zwischen 1975-1985 kamen so ca. 200 Routen zusammen und ziemlich alle Türme wurden bestiegen.

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Die Gesteinsart ist eine Mischung aus Sandstein und Konglomerat und bietet einen einmaligen Mix der verschiedensten Strukturen. In Kombination mit den spärlichen Haken führt dies sicherlich auch zur Abschreckung vieler Kletterer. Verständlich - Hier kommst du schon ins Grübeln, ob der kleine Kieselstein unter deinem Fuß wohl halten wird und wann denn der nächste Haken endlich kommen würde.

Wir können hier etwas beruhigen. Viele der Routen wurden mittlerweile "sanft" saniert und der ein oder andere Bolt ist dazugekommen. Es gibt ebenfalls gut abgesicherte Sportrouten und so dürften alle hier eine passende Tour finden. Detaillierte Beschreibungen der von uns gekletterten Routen gibt's zusätlich zum Blogartikel hier wie immer auf der Gebieteseite von Meteora. 😉

Nachdem wir uns auf der Hinfahrt in Demir Kapija (Nordmazedonien) etwas warmgeklettert haben, kann es also am ersten Tag in Griechenland nun direkt auf den ersten Meteora-Turm gehen.

Tag 1: Doupiani

Der Kletterführer empfiehlt den Doupiani zum "Reinkommen". Wir suchen uns die Tour Thick End, 6a+ aus. Der Zustieg ist in ein paar Minuten erledigt und schon stehen wir vor einer geneigten Platte - oder sagen wir lieber Rampe - denn hier ist nichts glatt und die Kieselsteine aller Größen & Formen sind über den Fels verstreut. Die Bohrhaken müssen wir schon etwas suchen... Doch die ersten drei Seillängen gehen ganz gut - gefühlt sucht man sich immer die Linie mit den größten Kieseln aus und folgt dieser. Auch die Aussicht über's Tal belohnt bereits für die ersten Klettermeter.

Klettern in Griechenland - Meteora - Doupiani

In der vierten Seillänge klappt die bisherige "Linienwahl" leider nicht mehr so gut. Denn auf einmal werden die Kiesel ganz schön klein und man steht nur noch mit dem äußersten Randgummi der Kletterpatschen an der Wand. Noch ein Stück hoch oder doch lieber wieder runter zum Haken?, der sich schon wieder einige Meter weiter unten befindet... Etwas weiter oben kann ein Friend für die Nerven versenkt werden. Doch entspannter wird die Länge dadurch nicht. Etwas besser läuft die letzte Seillänge. Hier können bessere Friends gelegt werden und die Absicherung fühlt sich dadurch etwas sicherer an. Am Ausstieg wird es nochmal steil und so nimmt auch die Bohrhakendichte wieder zu. Geschafft! Wir sind oben und blicken mit Erleichterung auf die Tour zurück. Harter Einstieg in die Welt der senkrechten Kiesel - vielleicht das nächste Mal etwas leichter anfangen?

Klettern in Griechenland - Meteora - Doupiani

Mit den letzten Sonnenstrahlen geht es auf der anderen Seite des Doupiani zurück nach unten. Dabei entdecken wir nicht nur ein gutes Schlafplatzal sondern auch direkt ein Projekt für den nächsten Tag... :-)

Tag 2: Bell

Wir wollen uns weiter an die Kletterei gewöhnen und fragen uns, ob dafür nicht die steileren, meist besser abgesichterten Routen, sinnvoller wären. Von unserem Schlafplatz aus können wir direkt auf eine solche Tour draufschauen. Interamerican, 6c - gilt für hiesige Verhältnisse als bestens abgesichert und wurde sogar nach einer griechischen Versicherungsfirma benannt.

Klettern in Griechenland - Meteora - Bell

Am nächsten Morgen geht es also zum Einstieg und wir schauen gleich ziemlich senkrecht nach oben. Drei Seillängen im 6a-Bereich und nochmal eine 6c zum Abschluss stehen heute auf dem Programm. Caro schnappt sich den ersten Vorstieg und zieht sich an kleinen Kieseln und Leisten langsam nach oben. Auch die Seillängen zwei und drei laufen ähnlich ab. Wir gewöhnen uns schneller an die kleinen Tritte und haben auch das Gefühl "mehr" in der Hand zu haben. Immer wieder wechseln sich technische Wandstellen ab und im Vergleich zu Tag 1 fühlen wir uns sicher und können die Kletterei viel mehr genießen.

Der Caro taugt es gleich so gut, dass sie mit großer Vorfreunde auf die letzte Seillänge hinaufschaut. Ein finaler Überhang wartet hier, der Buchstäblich der Glocke den Hut aufsetzt. "Sieht richtig cool aus und ich hab die schöneren Farben an!" - Fußnote: Für's Foto natürlich... Somit geht auch die letzte Seillänge an die Caro, denn der Thomas hat wirklich, bis auf den orangenen Gurt, alle Farben am Auto gelassen. Zwei große Kiesel schauen weit aus dem Überhang heraus und werden fest anvisiert. Danach wird es nochmal richtig klein, sodass tief in die Technik-Trickkiste gepackt werden muss und dann kann's gar hochgehen.

Klettern in Griechenland - Meteora - Bell

Wir sitzen auf dem richtig schönen Gipfel und lassen die Blicke über Meteora schweifen. Nach zwei kurzen Abseilern stehen wir wieder beim Einstieg und sind im Nu zurück am Bus. Super Tour, super Tag!

Tag 3: Bantovas

Wer im Frankenjura zuhause ist, steht natürlich auf löchrigen Fels und so hatte Caro bereits im Vorfeld die Tour Swiss Cheese, 6b rausgesucht. Die ersten beiden Seillängen sind schon von Weitem durch die riesigen Löcher im Fels zu erkennen und lassen auf etwas Abwechslung schließen.

Klettern in Griechenland - Meteora - Swiss Cheese

Das zeigt sich dann auch beim Klettern und so schlängelt sich die Tour durch die großen löchrigen Strukturen. Die Absicherung fällt wieder etwas weiter aus, doch entweder haben wir uns mitterweile dran gewöhnt oder die 5c fühlt sich wirklich nach einer 5c an. Und immerhin sind die Löcher hier so groß, dass man in ihnen entspannt das ein oder andere Päuschen machen kann.

In der dritten Seillänge werden die Nerven dann doch etwas auf die Probe gestellt. Es geht eine Art Regenrinne für 30 Meter nach oben. Nicht wirklich schwer (4c) - doch bei nur einem Bolt kommt man doch ins Schwitzen. Der Kletterführer vergibt für die Tour "nur" 2 von 3 Sternen und die nächsten beiden Seillängen sind wohl der Grund dafür. Nach kaum 10 Metern schon der nächste Stand - also weiter geht's in eine etwas bröselige Verschneidung, die in einen recht dreckigen Riss führt. Aus alpinistischer Sicht lohnend - würde der Arco-Kletterführer schreiben, wir fanden es nicht so toll..

Doch da bleibt ja noch die letzte Seillänge: Mit 6b bewertet, soll diese den schwierigsten Teil der Tour ausmachen. An kleinen Leisten geht es eine Traverse nach links und schon ist der finale Stand erreicht. Oder geht es doch noch weiter nach oben? Wir sind uns nicht ganz sicher, ob die Tour mit dem Erreichen der Abseilpiste endet oder am Gipfel austoppen soll... Doch weder die letzten Meter nach oben, noch das Gestrüpp vom Abseilstand weg, machen Lust auf's "gar hoch". Also geht es zurück und ohne Gipfel wieder runter. Schade, denn ein schöner Ausblick hätte die Tour noch um einiges aufgewertet.

Tag 4: Sourloti

An unserm letzten Tag in Meteora wollen wir nochmal eine größere Wand versuchen. Die Sourloti-Südwand erstrahlt bereits am späten Vormittag in der Sonne und beeindruckt bereits vom Parkplatz in Kastraki aus. (Es gäbe auch die Option weiter oben am Friedhof zu parken, doch wir machen die paar Höhenmeter zu Fuß.) Schon beim ersten Abchecken von Zuhause aus, was es sich in Meteora zu klettern lohnt, ist uns die Tour Sophocles 6b an der mächtigen Wand im Video vom Petzl-Rocktrip 2017 ins Auge gestochen.

Klettern in Griechenland - Meteora - Sophocles

Mit Ausnahme der ersten Seillänge bewegt sich die Tour durchgehend im 6a-6b Bereich und soll wieder gut abgesichert sein. Bereits die zweite Seillänge erweist sich als die Crux der Tour. Die 10 Bohrhaken auf 45 Metern klingen erstmal ganz okay, doch hält sich die Schwierigkeit auch konstant zwischen den Haken. Immer wieder stehen wir auf kleinsten Kieseln und müssen uns mit teils weiten, athletischen Zügen langsam nach oben schieben. Die Füße schmerzen beim Erreichen des zweiten Standplatzes.

Klettern in Griechenland - Meteora - Sophocles

Die dritte Seillänge ist zum Glück wieder etwas dankbarer mit nur vereinzelten Schlüsselstellen. Dafür nimmt auch die Bohrhakendichte wieder etwas ab. Der Genuss wartet im oberen Teil, der viel steiler und strukturierter aussieht. Dies trifft auch zu und die letzen beiden Seillängen führen mit super Bewegungen und spaßiger Kletterei direkt zum Gipfel. Dort belohnt eine tolle Aussicht für die Anstrengungen. Unser Fazit: Richig schöne Tour durch eine der höchsten Wände in Meteora. Genialer Abschluss unserer Zeit hier in den heiligen Felsen.

Klettern in Griechenland - Meteora - Sophocles

Drumherum

Wir waren vorab etwas besorgt, ob es mit dem "frei-stehen" in Meteora ein Problem geben würde. Defakto war das aber überhaupt kein Problem und wir haben super Stellplätze über die "Park4Night" App gefunden. Zudem war im März auch echt wenig los, was die Situation zusätzlich entspannt hat. Vielleicht mag das in der Hauptsaison anders aussehen, wir hatten keine Probleme. Wasser gibt es in Kastraki direkt an der Hauptstraße gegenüber der Taverne "All time". Lebensmittel haben wir im Lidl in Kalambaka geholt, weil die kleinen "Mini-Markets" in Kastraki alle leer waren. Später im Jahr sieht das eventuell anders aus. In Kastraki gibt es noch eine nette Bäckerei, die neben (meist Weißbrot) auch einige Gebäckstücke anbietet. Lokale Köstlichkeiten dürfte es auch jeden Freitag auf dem Markt in Kalambaka geben. Diesen haben wir leider knapp verpasst, daher keine genauen Infos dazu.

Klöster

Ja richtig, die Klöster gibt es natürlich auch noch und ein bisschen Kultur hat ja noch nie geschadet. Hier gleich mal die Kurzfassung: Die wagemutige Erbauung der Klöster geht bis ins 14. Jahrhundert zurück und raubt auch heute noch den Atem wenn man daran denkt, was das wohl für eine Schinderei gewesen sein muss. Ende des 15. Jahrhunderts waren es insgesamt 24 Klöster, die auf den Felsen errichtet wurden. Oftmals war es nur über eine riesige Strickleiter oder einem Flaschenzug möglich dort hoch zu kommen.

Klettern in Griechenland - Meteora

Heute sind nur noch 6 Klöster davon übrig und können besichtigt werden. Die Öffnungszeiten sind etwas von der Saison abhängig, aber wenn ein großer Reisebus davor parkt, ist das schonmal ein gutes Zeichen. Wir waren im Nonnen-Kloster Saint Stephens, welches hoch über Kalambaka liegt und somit einen super Blick über das Umland bietet.

Nunnery of Saint Stephens, Meteora