Caro

Thomas

August 14, 2020
10 min read

Klettertrip Griechenland - Teil 2

Weiter geht's auf die Peloponnes - Klettern im März 2020 in Frygani, Lagada und Nedousa

Vom westlichen Festland Griechenlands aus erreichen wir über die Rio-Andirrio Brücke bei Patras die bekannte Peloponnes.

Wir sind schon sehr gespannt auf diese Ecke, denn der Kletterführer spart nicht gerade an Empfehlungen. Nicht nur der umworbene Hotspot Leonidio soll hier auf uns warten, sondern noch viele kleinere Gebiete, die wir alle erkunden wollen.

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Über die Rio-Andirrio Brücke, die 2004 eröffnet wurde, geht's auf die Peloponnes. Davor war diese Überfahrt nur per Fähre möglich.

Die große Auswahl macht die Entscheidungsfindung natürlich nicht einfach. Unser Plan ist es, die Insel im Uhrzeigersinn zu umrunden und die schönsten Gebiete so zu verbinden. Die Ecke rund um Patras selbst lassen wir zunächst noch aus. Vielleicht kommen wir hier ja noch bei der Rückfahrt vorbei. Es geht also zunächst ein Stündchen nach Osten.

Frygani#

Schaut man auf die Karte des Auswahlführers, ist Frygani das erste Klettergebiet auf dem Weg. Oder doch nicht ganz? Wir fahren an der Küste entlang bis zur Ortschaft Kiato, von dort schaut's auf der Karte nicht mehr weit aus. Doch das Gebiet liegt noch eine halbe Autostunde hinauf ins bergige Landesinnere entfernt. Doch der kleine Umweg wird sich lohnen!

Sportklettern in Griechenland: Frygani - Blick vom Oberen Hauptsektor ins Tal
Blick vom oberen Sektor ins Tal

Die beiden Sektoren in Frygani wurden erst 2016 erschlossen, doch die lokale Klettergeschichte geht viel länger zurück. Denn bereits in den 80ern gab es hier ein paar Tradrouten, die später jedoch wieder in Vergessenheit gerieten. Die Region wollte den Tourismus etwas ankurbeln und dann ging alles sehr schnell: Eine bis dahin kaum da gewesene “Adopt-a-Route” Crowdfunding Kampagne wurde ins Leben gerufen. Die lokale Community spendete Geld für die Kosten einer Route und durfte sich anschließend deren Namen aussuchen. Ein voller Erfolg!

Sportklettern in Frygani - Griechenland: Entstehungsgeschichte des Gebietes
Liebevoll eingerichtete Routennamen

Wir fahren also wirklich ins hintere Hinterland, denn außer ein paar Häusern und Schafen scheint es hier nicht viel zu geben. Doch es ist Wochenende und wir sehen einige Autos am Straßenrand vor den Felsen parken. Scheint also nicht so unbeliebt zu sein. Leider fallen uns auch einige Glassplitter am Boden auf. Obwohl die Autos meist vom Felsen aus zu sehen sind, heißt es hier Obacht geben!

Nach dem kurzem Zustieg fällt uns sofort die coole Felsstruktur auf: "Sieht aus wie eine Mischung aus Meteora und der Fränkischen!" Damit liegen wir garnicht so falsch und entsprechend gut gefallen uns die Touren. Schöne Fingerlöcher wechseln sich ab mit unseren neuen Freunden aus Meteora, diesen Kieseln. Im unteren Sektor ist die Wand eher senkrecht, im oberen Bereich wird's dann etwas überhängender.

Sportklettern in Frygani - Griechenland

Wir wollen noch einen zweiten Tag bleiben und übernachten am Parkplatz des zweiten Sektors Mylos. Hier scheint generell etwas weniger los zu sein, was wahrscheinlich an der deutlich schwereren und auch geringeren Routenauswahl liegt. Der orangene Fels ist mit einigen Tufas durchzogen und fühlt sich beim genaueren "Anfassen" ziemlich scharf an. Ebenfalls liegen die Bewertungen nicht gerade auf der gutmütigen Seite. Der Thomas versucht sich in zwei Routen (laut Topo besonders lohnend), doch viel zu holen ist hier nicht. Da hat uns der Hauptsektor definitiv besser gefallen!

Eine genaue Auflistung unserer Touren inkl. Bewertung findet ihr auf der Gebieteseite.

Nafplio ???#

Die eigentlich geplante Route hätte uns an die Ostküste der Peloponnes und nach Nafplio geführt. Die Bilder versprechen Klettern direkt am Meer - gesichert wird von einer Uferpromenade aus. Klingt schonmal nicht so schlecht, doch unter gegebenem Anlass (Covid19) und einem damit verbundenem Lockdown Griechenlands ab den nächsten Tagen, lassen wir die beliebten Gebiete an der Ostküste der Peloponnes erst einmal wortwörtlich links liegen.

Der Coronavirus scheint ebenfalls Griechenland immer mehr zu erreichen und wir sind uns schon garnicht mehr sicher, ob es überhaupt noch erlaubt ist klettern zu gehen. Zudem wollen wir natürlich auch dem allgemeinen Aufruf "Stay at Home" folgen, doch was heißt das denn wirklich in unserem Fall?

Wir entscheiden uns für die nächste Zeit in der Ferienwohnung von Bekannten unterzukommen und so heißt das nächste Ziel nicht Nafplio sondern Kalamata. Auf der Strecke dorthin liegen zufälligerweise noch zwei weitere abgelegene Klettergebiete, die wir uns zumindest noch kurz anschauen wollen.

Lagada#

Das erste der Beiden ist Lagada. Von der berühmten Stadt Sparta führt eine kleine Straße hinauf in die Berge. Nach zahlreichen Kurven entdecken wir die Sektoren und die beeindruckende Höhle bereits von der Straße aus.

Sport Climbing in Lagada - Greece: Amazing View of the Cave

Es ist bereits Nachmittag und wir suchen vorerst einen Schlafplatz für die Nacht. Normalerweise wird direkt oben an der Straße geparkt, doch ein paar hundert Meter weiter führt ein steiler Weg runter zum Flussbett. Hier stehen wir super und es sind auch einige Zeltplätze vorhanden. Der Sektor Splithari ist direkt gegenüber und es kann quasi aus dem Auto gesichert werden.

Am nächsten Tag fahren wir wieder hoch zum Hauptparkplatz, der den ganzen Tag leer bleiben soll. Ein wenig unwohl ist uns dabei, denn wir wurden vorab gewarnt, dass gerade hier öfters die Fensterscheiben zu Bruch gehen sollen. Wir packen wie immer alle Wertsachen ein, doch werfen immer wieder mal einen unruhigen Blick in Richtung Bus.

Der erste (obere) Sektor ist Aloni und liegt direkt neben einer Holzhütte, die ebenfalls für's Übernachten genutzt werden kann. Wer lieber zeltelt, kann dies direkt auf der schönen Blumenwiese daneben tun. Die Routen gehen dann ein paar Meter weiter los. Geht es eigentlich besser?

Sportklettern in Lagada - Griechenland: Sektor Aloni
Direkt aus der Zeltwiese ragt die Wand steil nach oben

Nach zwei Touren verschwindet die Sonne bereits ums Eck (Ostwand) und wir merken, dass wir auf 700m sind und es entsprechend im März noch nicht so warm ist. Doch kein Problem, denn die anderen Sektoren bekommen noch genügend Sonne ab. Den Sektor Cave wollen wir uns dann doch nochmal aus der Nähe anschauen, auch wenn wir hier nur staunen statt klettern können.

Sport Climbing in Lagada - Greece: Visiting the Cave

Die Aussicht ist wirklich phänomenal und die Routen ziehen sich an langen Sintern durch das horizontale Dach.

Sport Climbing in Lagada - Greece: View from the Cave

Den oberen neunten Grad sollte man hier schon beherrschen, also gehen wir etwas weiter zum Sektor Petsanes. Dieser unterteilt sich wieder in einen unteren und einen oberen Teil. Der Untere hat uns nicht so gut gefallen. Es scheint, als wären die Routen etwas "gesucht" hier. Doch der obere Teil bietet im Schwierigkeisbereich ab 7b wirklich tolle Linien.

Uns hat der kurze Besuch in Lagada sehr gut gefallen. Das Gebiet ist sehr schön hergerichtet und liegt malerisch in den Bergen. Unsere Touren gibts wie gehabt auf der Gebieteseite von Lagada.

Nedousa#

Etwa 40 Minuten von Lagada entfernt liegt der zweite aktuell erschlossene Kletterspot tief in den Bergen der Mount Taygetus Region. Kurz vor'm kleinen Dorf Nedousa liegen mehrere Sektoren direkt entlang der schmalen Straße, bei der wohl jeder Gegenverkehr zur Herrausforderung wird. 😅 Wir finden eine Parkbucht an der Straße und es ist nur ein Katzensprung zum Sektor Tzerani. Wieder sind wir fasziniert vom orange-farbenen Fels, der senkrecht nach oben zieht.

Klettern in Griechenland - Peloponnes - Nedousa
Wir haben Glück, denn beim ersten Gegenverkehr haben wir bereits geparkt

Der Sektor begeistert mit langen Routen, die zudem noch sehr abwechslungsreich sind. Hier finden sich Risse, Sinter, Platten etc... in nur einer Tour. Leider haben wir nur Zeit für einen Tag und wären gerne noch länger geblieben, doch das Wetter schlägt um und wir ziehen weiter. Die anderen Felsen sehen, wie das ganze Tal, ebenfalls sehr lohnend aus. Hoffentlich kommen noch ein paar Routen auf der Gebieteseite hinzu, denn Kalamata ist nur ca. 20km entfernt. In der Stadt an der südlichen Küste der Peloponnes wollen wir für ein paar Tage (?) pausieren...

Klettertrip Griechenland - Pause in Kalamata

Kalamata#

Wie schon angekündigt sind wir auf dem Weg zur Ferienwohnung unserer Bekannten. Die Olivensorte "Kalamon" verdankt übrigends ihren Namen der Stadt und so wundert es uns nicht, dass wir bald den Bus unter vielen Olivenbäumen parken. Die Beiden haben ein großes Grundstück und produzieren ebenfalls ihr eigenes Olivenöl. Doch damit nicht genug - mehrere Orangen-, Zitronen- und Mandarinenbäume stehen direkt vor unserer Eingangstür.

Klettertrip Griechenland - Pause in Kalamata

Das klingt schon sehr nach Urlaub und wir nehmen uns die Zeit etwas "runterzukommen" und die aktuelle Lage zu recherchieren: Wie geht es nun weiter? Dabei sind wir zum Glück nicht alleine, denn der anfangs noch etwas schüchterne Kater Karlo entwickelt sich bald zu unserem treuen Gesellen. Gerade wenn am Morgen ein paar Stabi- & Yogaübungen auf dem Programm stehen würden, gesellt er sich gern zu uns. Doch anstatt unsere Bewegungen nachzuahmen, tut es der Thomas dem Karlo gleich und chillt eine Runde. 😊

Klettertrip Griechenland - Pause in Kalamata

Wir verbringen ein paar wunderschöne, entspannte Tage in Kalamata. Von unseren Gasteltern werden wir liebstens umsorgt und dürfen so doch noch die kulinarischen Spezialitäten Griechenlands, die wir bisher sehr vermisst haben, erfahren. Wir werden zum Grillen eingeladen und auch eine Ouzomese gibt es am Sonntagnachmittag. Dazu gibt es selbstgemachten Wein + Grappa - hier geht's uns wirklich gut! Die Geschichten vom Leben hier und der Olivenölernte & -produktion sind sehr spannend. Das frische Öl schmeckt super lecker! Wir bekommen auch ein paar Probe-Kanisterchen mit nach Hause, um fleißig Werbung zu machen. 😉

Klettertrip Griechenland - Pause in Kalamata

Unser Klettertrip endet vorest in Kalamata... Schweren Herzens sagen wir "Auf Wiedersehen" und lassen unseren Bus unter den Olivenbäumen stehen. Der gute Vorsatz vom "flugfreiem 2020" kann nicht eingehalten werden, denn da sowohl Land- als auch Seeweg keine Rückkehroption bieten, geht es mit dem Flugzeug von Athen nach Brüssel und dann mit der Bahn weiter nach Deutschland. Wir entscheiden uns für den Heimweg, da es Ende März nicht absehbar ist, wie lange die "Corona-Krise" und die damit verbundenen Einschränkungen des öffentlichen Lebens noch andauern werden. In der Hoffnung im Laufe des Sommers wieder zurückzukommen und den Klettertrip Griechenland fortzusetzen, geht es nun erst einmal nach Hessen, in Thomas' Heimat...

Wir freuen uns schon jetzt auf ein Wiedersehen in Kalamata und sagen DANKE für die schöne Zeit + die tolle Gastfreundschaft!!!